Das Würgen im Hals besiegen

Heute war wieder so ein Tag. Die Nachrichten und die Bilder überschlagen sich. Zu viel, zu hässlich, als dass man es fassen oder begreifen könnte. Das muss doch alles mal ein Ende haben. Hat es aber nicht. Nicht, solange der Hass sogar Mütter und Väter dazu bringt, ihre Kinder in den Tod zu schicken, ihre Kinder zu missbrauchen, um die Kinder der anderen zu töten.

Ich kann mich zu all dem nicht mehr äußern, nicht zu dem, was in der Ukraine geschieht, nicht zu dem, was in Israel und im Gazastreifen geschieht. Es gibt keine Argumente, kein Abwägen, kein Für und Wider in diesen Dingen. Aber ich muss mich äußern, um das Würgen zu besiegen oder zumindest in Grenzen zu halten. Aus dieser Ohnmacht heraus entstand gestern der folgende Text.

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Me and ChatGPT – Geschichten aus dem Nähkästchen

Während “Wie der Tod ins Leben kam” noch darauf wartet, veröffentlicht zu werden, bereite ich mein nächstes Buch vor. Ich wollte nämlich schon lange eine deutsche Grammatik schreiben. Und teste jetzt endlich, ob mir das gelingt. Denn es soll natürlich eine Grammatik sein, die einen gewissen Mehrwert hat – insbesondere für Lehrende, die zum ersten Mal Deutsch unterrichten. Ich kann mich nämlich noch gut an die Zeit erinnern, in der ich selbst in diesen Tümpel des Nicht-Wissens sprang – und das, obwohl ich Sprach- und Literaturwissenschaften studiert habe.

Für die Fleißarbeit nutze ich die kostenlose Version von ChatGPT – und was soll ich sagen, die Software lernt eine Menge von mir. 🙂 Allerdings nur mit viel Hin und Her, wie der folgende Auszug aus einem “Diskussionsverlauf” zeigt:

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Ist Lesen gesund?

Es gibt so Fragen, die mich am Verstand derer zweifeln lassen, die sie stellen.

Ist Leben gesund? Ist Atmen gesund?

Natürlich nicht. Ebenso wenig wie das Lesen. Lesen heißt leben, heißt lieben, schauern, mitfühlen, erbeben, staunen, wissen wollen, analysieren, genervt sein, ablehnen, befürworten, den Verstand oder das Gefühl schärfen, nachhallen lassen, spotten, erleiden, in Trance verfallen, übersättigt oder leer sein, träumen oder halluzinieren …

Wenn du also keinen anderen Grund zum Lesen hast als den, gesund zu bleiben, lass es lieber. Warum, das habe ich in der folgenden kleinen Schreibübung zu erzählen versucht, die schildert, was wirklich geschieht, wenn du liest, weil du liest.

 

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Quarantäne

QUARANTÄNE

Eingesperrt im Kokon ihrer Angst, alles verschwindet in allem,

du denkst nicht, du denkst, du denkst nicht mehr,

du weißt die Dinge, Blumen, Pflanzen, Vögel draußen im Garten und kennst doch nicht ihre Namen, siehst die Bäume gleichgültig leben, ein heller Schein,

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Von der Verschriftlichung der Welt zu ihrer Codierung

Literalisierung verstehen, um Digitalisierung zu begreifen

Nicht die Technik wird über unser Leben entscheiden – was sind schon ein Smartphone oder eine künstliche Intelligenz, die keiner benutzt? –, entscheidend ist die Frage der Kultur.“

Richard David Precht 

Automatisierung, Roboterisierung, künstliche Intelligenz, Datenschutz, autonomes Fahren, Unzufriedenheit mit dem Breitbandausbau – das sind die Themen, die zumeist diskutiert werden, wenn es um Digitalisierung geht. Wir alle wissen, dass wir uns in einem tiefgreifenden gesellschaftlichen Umbruch befinden. Aber was verstehen wir davon, wie die „digitale Transformation“ uns persönlich verändert und noch verändern wird?

In diesem Beitrag möchte ich mich nicht mit den vieldiskutierten Themen befassen. Stattdessen nehme ich die Digitalisierung persönlich. Meine Frage ist: Wie wird sich die technische Revolution auf jeden Einzelnen von uns auswirken? Wie verändert sie ganz konkret die Art, wie wir sehen und hören, denken und fühlen, uns selbst und andere wahrnehmen? Wie wirkt sie sich auf unsere Art, die Welt zu beschreiben und uns selbst darin zu verorten aus? Und nützt es wirklich etwas, den Computer auszuschalten, die Social Media zu meiden und das Smartphone aus der Hand zu legen, um sich diesem Wandel zu entziehen – so man dies denn möchte?

Ich nähere mich diesen Fragen, indem ich den Prozess der vom Buchdruck ausgelösten Laienliteralisierung beschreibe, der eine gesellschaftliche Transformation in Bewegung setzte, die dem, was wir heute erleben, verblüffend ähnelt.

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Ein Feuer, das nichts erhellt

Die taz veröffentlicht eine Karikatur, die Volker Wissing in die Nähe von Goebbels rückt, der Tagesspiegel unterstellt Dieter Nuhrs Komik eine Eichmannsche Banalität, eine deutsche Universitätsprofessorin möchte das fossile Kapital ausrotten und eine Soziologin wünscht sich als Gastautorin der ZEIT einen totalen und vernichtenden Sieg für die Ukraine.

[Update: Die taz hat sich mittlerweile dafür entschuldigt.]

Alle befinden sich gegen alle im Widerstand oder im Krieg und ungefähr sechs Millionen Mal wurde bereits jemand von rechts, links, oben, unten oder aus der Mitte als Nazi tituliert, weil er es wagte, irgendeiner Meinung zu sein, von der sich ein anderer in Geiselhaft genommen fühlt. Doch während die einen bestialisch ermordet wurden und werden, sitzen die vermeintlichen Widerständler sicher in ihren Redaktionen oder vor der heimischen Tastatur.

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Leseempfehlungen und Hintergrundmaterial zu meinem Roman: Objektiv – nutze die Zeit, bevor s i e dich benutzen

In meinem Roman „Objektiv – Nutze die Zeit, bevor sie dich benutzen“ versucht der Protagonist, Alexander Weinberg, eine sogenannte Empathie-Brille zu entwickeln. Mithilfe dieser Brille sollen Gaffer und Gewalttäter therapiert werden, sodass sie Empathie mit ihren Opfern empfinden.

Als ich den Roman zu schreiben begann, war ich noch davon überzeugt, dass ich mir all das nur ausgedacht hatte. Wie groß war daher mein Erstaunen, als ich während der Recherchen entdecken musste, dass all das, was ich mir zusammenfantasierte, tatsächlich bereits stattfand. Dies gilt nicht allein für den Traum, eine Empathie-Brille schaffen zu können. Es gilt auch für die weitergehenden Versuche, Menschen mithilfe von VR und AR in Form von Kontaktlinsen, Brain-Computer-Schnittstellen oder über Proteine zu manipulieren. Die folgende Leseliste gibt einen kleinen Einblick in die Schriften und Medien, die ich vorbereitend durchforstete.

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Internationaler Frauentag …

… und in den Social Media schlagen sich einige schon wieder die Köpfe ein.

Was wohl Clara, Rosa und die vielen anderen dazu sagen würden, müssten sie es miterleben?

However, ich beende diesen Tag jetzt einfach mal mit einem leicht kitschigen Gruß: Alles Gute zum internationalen Frauentag! Den mutigen und den ängstlichen, den freien und den unfreien, denen, die gerne geben und denen, die in Würde nehmen … Vor allem aber meinen Schwestern im Geiste, die sich niemals übereinander erheben!

Das Bild ist von Tangjiao990 (Pixabay)

Der Text stammt aus “Kurzgeschossen”

Logik in Zeiten der Verknappung

Wird das Gemüse jetzt, mitten im Winter, etwa auch in Deutschland knapp? Oder wird es einfach nur teurer? Die gute Nachricht überbringt uns der Spiegel:

„Die gute Nachricht ist also: Von einer Gemüseknappheit in deutschen Supermarktregalen will niemand sprechen. Auch, so erläutert es Produzent Behr, weil ein knappes Angebot für den Einzelhandel eben bedeute, dass die Preise für die Verbraucherinnen und Verbraucher steigen. »Dann kaufen diese weniger und damit reguliert sich Angebot und Nachfrage«, sagt Behr.“

Inflationsbekämpfung durch Massengemüsehaltung

Es gibt also nicht weniger Gemüse, wir kaufen nur weniger. Was im Umkehrschluss wohl bedeutet: Je teurer das Gemüse, desto mehr gibt es davon. Kommt mir doch irgendwie bekannt vor, diese Logik. Ach ja, da war ja mal was mit Produktion aussetzen statt Insolvenz anmelden. Das Habeck’sche Paradox sozusagen. Na denn, ein Hoch auf die Inflation!