Von der Verschriftlichung der Welt zu ihrer Codierung

Literalisierung verstehen, um Digitalisierung zu begreifen

Nicht die Technik wird über unser Leben entscheiden – was sind schon ein Smartphone oder eine künstliche Intelligenz, die keiner benutzt? –, entscheidend ist die Frage der Kultur.“

Richard David Precht 

Automatisierung, Roboterisierung, künstliche Intelligenz, Datenschutz, autonomes Fahren, Unzufriedenheit mit dem Breitbandausbau – das sind die Themen, die zumeist diskutiert werden, wenn es um Digitalisierung geht. Wir alle wissen, dass wir uns in einem tiefgreifenden gesellschaftlichen Umbruch befinden. Aber was verstehen wir davon, wie die „digitale Transformation“ uns persönlich verändert und noch verändern wird?

In diesem Beitrag möchte ich mich nicht mit den vieldiskutierten Themen befassen. Stattdessen nehme ich die Digitalisierung persönlich. Meine Frage ist: Wie wird sich die technische Revolution auf jeden Einzelnen von uns auswirken? Wie verändert sie ganz konkret die Art, wie wir sehen und hören, denken und fühlen, uns selbst und andere wahrnehmen? Wie wirkt sie sich auf unsere Art, die Welt zu beschreiben und uns selbst darin zu verorten aus? Und nützt es wirklich etwas, den Computer auszuschalten, die Social Media zu meiden und das Smartphone aus der Hand zu legen, um sich diesem Wandel zu entziehen – so man dies denn möchte?

Ich nähere mich diesen Fragen, indem ich den Prozess der vom Buchdruck ausgelösten Laienliteralisierung beschreibe, der eine gesellschaftliche Transformation in Bewegung setzte, die dem, was wir heute erleben, verblüffend ähnelt.

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Fake-News auf dem Prüfstand: Bill Gates und der Impf-Chip

Eines der Gerüchte, das sich so hartnäckig verbreitet wie das Corona-Virus selbst, lautet, Bill Gates wolle die Menschheit zwangsweise impfen und zugleich mit einem Chip ausstatten. Die Medien werden nicht müde, diese sogenannten Fake-News zu dementieren. Das Dementi, das gebetsmühlenartig erfolgt, lautet beispielsweise, dass es keine Pläne gebe, „eine mögliche Technologie zur Digitalisierung von Impfungen bei Corona einzusetzen“

Wie wir im Folgenden sehen werden, ist dies nur bedingt richtig. Man muss die Aussage nur ein wenig variieren. Denn Pläne, Impfungen zu nutzen, um Menschen weltweit mit einer digitalen Identität auszustatten, gibt es durchaus. Nur wird die zugrundeliegende Technologie eben kein Chip sein.

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Über die Barbarei der Aufklärung

Gedanken zum Zeitgeschehen auf Basis der Lektüre „Die Dialektik der Aufklärung“ von Horkheimer/Adorno

Starre Grenzziehungen und völkisches Denken auf der einen Seite, die idiotische Idee der totalen Entgrenzung des Individuums, das weder Herkunft noch Gewordensein kennt, auf der anderen. Es ist schwer, sich in diesen aufgeregten Zeiten nicht in die jeweiligen Lager ziehen oder dazwischen aufreiben zu lassen.

Sich klar zu positionieren gegen Gewalt, Hass und Fremdenfeindlichkeit. Sich andererseits nicht gemein zu machen mit jenen, die glauben, dass das vernünftige oder heute das sogenannte wissenschaftliche Denken “wahr” sei. Die dabei geflissentlich übersehen, dass sie selbst auf dem besten Weg sind, Despoten zu werden, wenn sie jede Kritik an der Macht, die sie verkörpern, und am Denkkollektiv, dem sie angehören, zurückweisen.

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