Die letzte Anstalt oder: Antirassismus made in Germany.

Plädoyer wider die Ignoranz und für das freie Denken.

In den USA wurde wieder einmal ein Schwarzer auf grausame Weise ermordet und in Deutschland schwappen die Empörungswellen über. Gründlich, wie wir Deutsche sind, muss sofort geklärt werden, welche Mitschuld uns dieses Mal trifft. Wie ist es um den Rassismus in Deutschland bestellt? Die Kabarettsendung „Die Anstalt“ vom 14.07.2020 versprach Aufklärung beziehungsweise bemühte sich, auch die Aufklärer vom Sockel zu stoßen. Was, mit Verlaub, keine wirkliche neue Debatte anstößt, sondern seit Jahren diskutiert wird.

Nachdem also Kant (Rassist) und  Marx (Rassist und Antisemit) auf die übliche Weise „enttarnt“ worden waren, wollte man die Nummer wohl noch irgendwie toppen.

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KONKORDANZ STATT KONKURRENZ

Politik umgestalten, statt das Land dem zermürbenden Chaos zu überlassen

Alle reden über ein Virus und darüber, wie viel Toilettenpapier ein Einzelner horten muss, um für zwei Wochen in Ruhe sein Geschäft erledigen zu können. Derweil ist nicht nur der Gesundheitsbetrieb im Lande bedroht, sondern unsere Demokratie steht auf dem Spiel. Die Angriffe erfolgen nicht allein aus dem rechten Lager, sondern von allen Seiten.

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Buchempfehlung: Junge Dichtung aus Lettland.

Zweisprachiges Lesebuch Deutsch/Lettisch. Übersetzungen von Kristaps Grasis. Verlag hochroth.

Was zeichnet die Dichtung eines Landes, einer Sprache aus? Gibt es Gemeinsamkeiten, ein verbindliches Thema? Als Rezensentin muss ich mich vielleicht gerade vor verallgemeinernden Aussagen hüten, die letztlich nur zeigen, was ich wahrgenommen, welchen Gedichten und Geschichten ich besondere Aufmerksamkeit geschenkt habe. Die Lektüre dieses kleinen, aber vielseitigen Gedichtbandes mit Werken zeitgenössischer Dichter und Dichterinnen aus Lettland bestätigt mir das einmal mehr. Doch greifen wir nicht vor.

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Buchempfehlung: Corpus Delicti von Juli Zeh

Nebst einem eigenen Abstecher in Sachen Gesundheitspolitik.

(Erste Veröffentlichung dieses Beitrags erfolgte 2019)

Erst nannten wir es Christentum, dann Demokratie. Heute nennen wir es METHODE. Immer absolute Wahrheit, immer das reine Gute, immer das zwingende Bedürfnis, die ganze Welt damit zu beglücken. Alles Religion. Weshalb sollte sich ein Ungläubiger wie Sie für eine Spielart des immer gleichen Irrtums stark machen?“ (Juli Zeh: Corpus Delicti. Ein Prozess.)

Mit diesen Gedanken konfrontiert die Protagonistin Mia Holl aus Juli Zehs Roman „Corpus Delicti“ ihren Widersacher, Heinrich Kramer, der die Provokation erkennt, aber dennoch verspricht, Milde walten zu lassen. Wie überhaupt fast alle in diesem Buch so unfassbar bemüht sind, das Gute, das Richtige, das Verständige zu tun, auch wenn es letztlich dazu führt, dass Unschuldige sterben und sich Fortschritt, Aufklärung und Mitleid in eine düstere Triade verwandeln, der ein Einzelner nichts mehr entgegenzusetzen hat. Denn wo alle einer Methode folgen, die einzig und allein das Richtige vorgibt, da wird jeder Fehler, jeder Ausbruchsversuch aus dem Rationalen zur Ketzerei.

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Buchbesprechung: Im Schatten des Todes

Eine Novelle von Rūdolfs Blaumanis

14 Fischer und zwei Pferde befinden sich auf dem Eis in der Bucht von Riga. Die Männer werfen ihre Netze aus und bemerken erst zu spät, dass sich die Scholle, auf der sie stehen, vom Ufer gelöst hat und aufs offene Meer zutreibt. Einer versucht noch ans Ufer zu kommen, ertrinkt aber in dem eiskalten Wasser.

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Buchempfehlung: Erwachen im 21. Jahrhundert von Jürg Halter

Roman, Zytglogge Verlag 2019

Kaspar erkennt seine Wohnung als Kopf, durch den er in diese Nacht geht, taumelt, stolpert, fällt. Seine Wohnung als Kopf, durch den er gehetzt wird, sich hetzen lässt.

Kaspar, der Protagonist aus Jürg Halters Roman „Erwachen im 21. Jahrhundert“, schreckt im Juni 2018 aus einem Traum hoch. Es ist noch Nacht, aber er steht auf, bereitet sich auf seine Abreise vor, die ihn nach Brest führen soll zu „den anderen“.

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Wem nützt der Krieg?

„Die F-35 bietet ein einzigartiges Kooperationspotenzial mit unseren Nato-Verbündeten und weiteren Parteien in Europa.“ (Christine Lambrecht)

Es marketrendet unverhohlen aus den Mündern,

vom Frieren twittern sie und von Verzicht,

ein Lob den Waffen von den Vettern und Verkündern,

von den Gewinnlern und der Kriegszunft spricht man nicht.

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Buchempfehlung: James N. Frey: Wie man einen verdammt guten Roman schreibt.

Übersetzt von Ellen Schlootz und Jochen Stremmel. Emons-Verlag 1993.

Wie schafft man runde Figuren und wie entsteht eine spannende Story? Was genau ist eine Prämisse, der sich jeder Roman zu unterwerfen hat, und wofür sollte sie gut sein? Warum ist es für geniale oder zumindest talentierte Schreiber oft viel schwieriger, einen Roman zu verfassen, als für disziplinierte Arbeitstiere? Weshalb ist es so wichtig, ehrlich zu sich selbst zu sein, wenn man einen guten Roman schreiben will?

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