Während „Wie der Tod ins Leben kam“ noch darauf wartet, veröffentlicht zu werden, bereite ich mein nächstes Buch vor. Ich wollte nämlich schon lange eine deutsche Grammatik schreiben. Und teste jetzt endlich, ob mir das gelingt. Denn es soll natürlich eine Grammatik sein, die einen gewissen Mehrwert hat – insbesondere für Lehrende, die zum ersten Mal Deutsch unterrichten. Ich kann mich nämlich noch gut an die Zeit erinnern, in der ich selbst in diesen Tümpel des Nicht-Wissens sprang – und das, obwohl ich Sprach- und Literaturwissenschaften studiert habe.
Für die Fleißarbeit nutze ich die kostenlose Version von ChatGPT – und was soll ich sagen, die Software lernt eine Menge von mir. 🙂 Allerdings nur mit viel Hin und Her, wie der folgende Auszug aus einem „Diskussionsverlauf“ zeigt:
Ob das noch lange gutgeht? Mal schauen. Eine der letzten Diskussionen ging um die Frage, woran das Kind in Goethes „Wahlverwandtschaften“ gestorben ist. Die Software schlug vor, es sei an Grippe gestorben, ich widersprach, erwähnte, dass Ottilie das Kind im Kahn mitnehmen wollte und es ins Wasser gefallen sei. ChatGPT bestritt das, es gebe keine solche Szene in den Wahlverwandtschaften. Erst als ich ein Zitat einfügte, konnte ich mich durchsetzen.
Die Warnung, die Software nur zu nutzen, wenn man sich in einem Thema halbwegs auskennt, bleibt daher bestehen. Und mittlerweile sind weitere Aspekte hinzugekommen, die mich stutzig werden lassen: So erblickte ich neulich in meinem Account eine Anfrage, die ich gar nicht selbst gestellt hatte. Zunächst war der Schreck groß, weil ich dachte, jemand hätte meinen Account gehackt. Aber wie sich herausstellte, gibt es da wohl einen internen Fehler, sodass dies häufiger vorkommt.
Ihr seht also: Ich bleibe skeptisch, was den Nutzen der Software anbelangt. Andererseits habe ich beschlossen, mich nicht vor fahrende Züge zu werfen und den Spieß, so gut es geht, umzudrehen. Denn wenn mich etwas mit großem Entsetzen erfüllt, dann der Umstand, dass es 2023 immer noch „Experten“ gibt, die Dinge sagen wie: Wir wissen ja noch nicht, ob KI tatsächlich zum Jobkiller wird. Während ein Großteil meiner Kollegen und Kolleginnen bereits harte Umsatzeinbußen zu verbuchen hat, mich eingeschlossen. Aber wen interessieren in diesem Land schon die Freelancer, die Tag für Tag im stillen Kämmerlein gute Arbeit leisten.
Nutzt Du ChatGPT oder eine vergleichbare Software? Wofür? Wie sind deine Erfahrungen? Was lässt sich damit gut bewältigen, was eher nicht?
Hallo! 🙂
Seit wenigen Tagen hab nun auch ich angefangen ChatGPT wegen möglicher Fantasiegeschichten für meine Tochter zu nutzen und ich kann bisher sagen:
*) Einerseits formuliert er gut, andererseits sehr oberflächlich gehaltener Inhalt – man muss, wenn man in die Tiefe gehen will, nachbessern, und z.B. Dialoge für diese und jene Szene explizit einfordern. Sonst hält er sich allgemein.
„Prinzessin A., P. und E. beratschlagten und erkannten, dass ihr Wunsch, das Artefakt zu verwenden, nicht selbstlos war. Sie wollten es nutzen, um ihre eigenen Wünsche zu erfüllen, anstatt anderen zu helfen. Schreibe hierzu einen Dialog zwischen A. und E.“
(Und ja, es wurde immer von einem magischen Artefakt geschrieben, aber eben nichts Konkretes dafür genannt.)
*) Mehr als 1000 Wörter spuckt er mir in der Gratisversion bei einer Geschichte nicht aus.
Da hab ich dann eine Aufzählung von magischen Artefakten angefragt. Zuerst 20 und dann 50 hinterher. Doch statt der gewünschten 50 erhielt ich 40.
*) Maximal sind 100 Aufzählungen auf einmal möglich, das hab ich auch schon ausgetestet.
*) Vereinzelt erfindet er Wörter, die es so im Deutschen gar nicht gibt (vermutlich aus dem Englischen übersetzt?) z.B. begabigt (also jemanden mit einer Gabe ausgestattet)
*) Als ich wissen wollte, welche die 10 häufigsten männlichen und weiblichen Vornamen in Büchern im deutschsprachigen Raum sind, erhielt ich keine Namensauflistung, sondern stattdessen ein bedauerndes: „Ich kann Ihnen leider keine aktuellen Informationen über die am häufigsten verwendeten Vornamen in Büchern im deutschsprachigen Raum geben, da meine Datenbank Informationen nur bis September 2021 enthält. Die Popularität von Vornamen in Büchern kann sich im Laufe der Zeit ändern und hängt oft von aktuellen Trends und literarischen Präferenzen ab.
Um aktuelle Informationen zu den am häufigsten verwendeten Vornamen in Büchern im deutschsprachigen Raum zu erhalten, empfehle ich, auf Literaturdatenbanken oder Statistikseiten zuzugreifen, die speziell auf solche Informationen spezialisiert sind. Das Bundesamt für Statistik in Deutschland und vergleichbare Organisationen in anderen deutschsprachigen Ländern könnten ebenfalls nützliche Ressourcen sein, um aktuelle Statistiken zu Vornamen in der Literatur zu finden.“
*) Als ich um eine Zeitreisegeschichte mit 3 möglichen Enden bat, erhielt ich stattdessen 3 kurzgehaltene Kapitel zu der Zeitreise. – Also Anforderung nicht erfüllt.
*) Bei der Anfrage nach einer lustigen Zeitreisegeschichte mit einem Hund, wurde mir der Text orange unterlegt und ich erhielt die Botschaft: „This content may violate our content policy. If you believe this to be in error, please submit your feedback — your input will aid our research in this area.“ Als ich genau diese Geschichte dann ins Englische übersetzen ließ, war sie schwarz (also normal) und ohne Hinweis versehen.
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Alles in allem ist es bei mir auch immer noch ein Herumprobieren, was alles im Rahmen der CONTENT POLICY (die ich mir danach erst durchgelesen hab) geht und was nicht.
Liebe Grüße aus Niederösterreich, Mela (Poetin und Texterin)
Hi Mela,
„begabigt“ ist je eine sehr eigene Wortschöpfung. Und ja, wenn es um Bücher und Literatur geht, merkt man sehr schnell, dass die Software nur mit Onlinetexten trainiert wurde. Aber dafür gibt es ja uns. 😉 Danke fürs Teilen deiner Erfahrungen!
Liebe Grüße zurück!
Sabine