Glaube, Liebe, Hoffnung – sind es drei?

In meinem Gedichtband “Atem Sein” geht es um das Dreigespann von Glaube, Liebe und Hoffnung. Denn die Gedichte entstanden zu einer Zeit, als ich mich intensiv mit der Frage befassen musste, ob ich nun eigentlich an Dendaoben glaube oder nicht.

Eine klare Antwort darauf zu geben, fällt mir bis heute nicht leicht. Denn tatsächlich bin ich im tiefsten kindlichen Herzen gläubig, aber kein bisschen religiös. Und natürlich schilt mein Verstand unablässig mit mir, wenn ich mich über all seine Zweifel hinweg bei dem bedanke, der alles geschaffen und uns vertrottelte Menschen mitten hinein platziert hat. Und der immer mal wieder seine schützende Hand über mich hält, auch ohne, dass ich ihn darum bitte.

Davon abgesehen glaube ich, dass es IHM ohnehin nicht so wichtig ist, ob wir jetzt glauben oder nicht, denn ER kennt ja die Wahrheit. Viel wichtiger ist es doch für uns, wie wir aufs Leben schauen und wodurch wir Mut und Hoffnung schöpfen – durch unseren Glauben, unsere Art zu lieben oder auch aus dem, worauf wir hoffen. Sofern sich diese drei Weisen, in der Welt zu sein, überhaupt voneinander abgrenzen lassen.

Das erste Gedicht, das ich für die Veröffentlichung schrieb, hat dem Büchlein auch seinen Titel gegeben, der da lautet “Atem Sein”. Und das liest sich so:

Was aber hat das nun mit meiner Ausgangsfrage zu tun? Ganz einfach: Ich habe im letzten Vers immer mal wieder gezögert, ob es “ist Liebe möglich” oder “ist Glaube/Hoffnung möglich” heißen soll. Und mich darüber geärgert, denn, so schien es mir, wenn ein Begriff so einfach auszutauschen ist, dann ist er doch komplett nichtssagend und die Aussage an sich nichts wert.

Heute, viele Jahre später, weiß ich immer noch nicht, welcher der drei Begriffe dort am treffsichersten hingehört. Aber es scheint mir auch nicht mehr so wichtig, denn ich habe endlich verstanden, dass die Begriffe nicht austauschbar sind, sondern so eng und streng miteinander verbunden wie Reimwörter, die einander komplettieren.

Denn Glaube, Liebe und Hoffnung entspringen demselben Quell – und haben dasselbe Ziel, unterscheiden sich nur in der Gewissheit, auf der sie aufbauen oder an die sie anknüpfen können. Schließlich heißt es auch im Hohelied der Liebe: “Nun aber bleiben Glaube, Liebe, Hoffnung, diese drei”. Ob aber die Liebe die stärkste von ihnen ist, weiß ich nicht zu sagen. Für mich gehören die drei unzertrennbar zusammen, sie bilden die eine Kraft, die uns leiten sollte. Und dabei ist es untergeordnet, welchen der Begriffe wir zu unserem obersten Leitprinzip erheben, oder?

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