Buchempfehlung: Spätsommergewitter von Heike Müller

„Eine Liebesgeschichte aus Milch und Tönen“

Liebesgeschichten, die ausdrücklich als solche beworben werden, gehören eigentlich nicht zu meiner bevorzugten Lektüre. Insbesondere nicht, wenn das Cover in pastellfarbenen Tönen gehalten ist und der Klappentext mir bereits das Stöhnen und Seufzen der Protagonisten schildert, weil es sich um ein Genre handelt, das man heute „Frauenliteratur“ nennt.

Aber zum Glück ist bei diesem Buch alles anders, nicht nur die Umschlaggestaltung. Und zum Glück habe ich es gelesen, obwohl es als Liebesgeschichte beworben wird. Denn am Ende kam ich nicht umhin zu bemerken, dass dieses Buch so ziemlich alles auf den Kopf stellt, was man als Städterin so über das bäuerliche Leben und Denken zu wissen glaubt.

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Deutsche Grammatik: das Präteritum

Das Perfekt ist eine Vergangenheitsform, in der wir erzählen, was sich innerhalb eines vergangenen Zeitraumes ereignet hat. Um diese Form bilden zu können, benötigen wir das Partizip II des Verbs und die Hilfsverben haben oder sein, die im Präsens erscheinen. Denn mithilfe des Perfekts blicken wir vom heute aus in die Vergangenheit zurück und benennen, was sich ereignet oder verändert hat.

Das Präteritum bringt eine gänzlich andere Perspektive ins Spiel. Es beleuchtet die Vergangenheit nicht vom Heute aus, sondern verhält sich quasi wie eine Präsensform dazu. Daher ist das Präteritum die klassische Erzählform des Romans, der eine in sich abgeschlossene Episode erzählt, als fände sie gerade jetzt statt. Wir betrachten die Vergangenheit nicht, wir tauchen in sie ein.

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Als Großmutter im Regen tanzte: Buchempfehlung

Eine kleine Insel in Norwegen, auf der die Welt noch in Ordnung zu sein scheint. Eine Großmutter, die sich geliebt fühlt, die farbenfrohe Bilder malt und in ihren roten Kleidern im Regen tanzt. Eine Enkelin, die zwar nicht problemlos, aber doch bestens behütet aufwächst. Menschen, die füreinander da sind – als Liebende, als Freunde, als Nachbarn.

Und dann bricht sie plötzlich in das vermeintlich Idyll ein, diese andere, feindselige Welt, vor der uns auch die stärksten Familienbande nicht schützen können. In der es Kriege gibt und Hass, Verwahrlosung und den Wunsch, einander zu vernichten. Die Welt des Feindes, der nicht immer klar zu erkennen ist. Die Bedrohung, der du nicht entgehen kannst, auch wenn du irgendwo am Ende der Welt in einem zauberhaften Garten aufwächst.

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Das Würgen im Hals besiegen

Heute war wieder so ein Tag. Die Nachrichten und die Bilder überschlagen sich. Zu viel, zu hässlich, als dass man es fassen oder begreifen könnte. Das muss doch alles mal ein Ende haben. Hat es aber nicht. Nicht, solange der Hass sogar Mütter und Väter dazu bringt, ihre Kinder in den Tod zu schicken, ihre Kinder zu missbrauchen, um die Kinder der anderen zu töten.

Ich kann mich zu all dem nicht mehr äußern, nicht zu dem, was in der Ukraine geschieht, nicht zu dem, was in Israel und im Gazastreifen geschieht. Es gibt keine Argumente, kein Abwägen, kein Für und Wider in diesen Dingen. Aber ich muss mich äußern, um das Würgen zu besiegen oder zumindest in Grenzen zu halten. Aus dieser Ohnmacht heraus entstand gestern der folgende Text.

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Endlich fertig – wie ein neues Buch ins Leben kam

War es wirklich noch Juni und damit gerade Sommeranfang, als ich das Schlusswort zur ersten Fassung von „Wie der Tod ins Leben kam“ schrieb? Ich kann es selbst kaum fassen. Andererseits – ich schreibe, recherchiere, korrigiere, lektoriere, verwerfe, kümmere mich ums Layout … nur die Covergestaltung delegiere ich mittlerweile, denn davon verstehe ich wirklich null. Und daneben habe ich ja auch noch einen bezahlten Job – sodass ich in den letzten Wochen oft mal wieder 12 Stunden täglich am Schreibtisch saß, um einerseits meinem Broterwerb und andererseits meiner Leidenschaft nachzugehen.

Sage und schreibe fünf Tage habe ich allein dafür gebraucht, einen Klappentext mit weniger als 200 Wörtern zu formulieren, eine der Aufgaben einer Selfpublisherin, die ich am meisten hasse. Aber zumindest für mich selbst hat es sich gelohnt – denn nichts lehrt einen so viel über das eigene Buch wie der Versuch, es in wenigen Zeilen zusammenzufassen. Wer weiß, vielleicht beginne ich das nächste einfach damit?

Fürs Cover kamen dieses Mal nur zwei Motive in die engere Auswahl, nämlich diese:

In das dunkle Cover habe ich mich sofort verschossen. Und mir damit ordentlich Schelte von meiner Cover-Gestalterin zugezogen. Immerhin weiß sie jetzt, woher die Bezeichnung „Kunden aus der Hölle“ kommt. 😊  Aber trotz ihrer Jugend hat sie sich durchgesetzt. Oder vielleicht auch deshalb, weil ich so großes Vertrauen in sie habe.

Wahnsinnig viel Zeit kostet es natürlich auch, so ein Buch zu formatieren. Am Anfang stellen sich immer dieselben Fragen … wie ging das noch mal mit den Seitenzahlen – wenn sie erst auf Seite 3 oder Seite 5 beginnen sollen? (Spoiler: Umbruch „nächste Seite einfügen“ und die beiden Abschnitte voneinander trennen.) Welche Schriftart ist geeignet, welche Vorgaben gibt es bezüglich der Seitenränder und des Druckformats, welche Zeilenabständige benötige ich, damit das Buch fein lesbar ist, aber der Preis nicht unnötig in die Höhe steigt?

Und dann diese doofen Einrückungen am Beginn der Absätze … die hasse ich mindestens so sehr wie Klappentexte, bringen sie doch nichts als Unruhe ins Gesamtbild. Keine Hurenkinder und Schusterjungen übriggeblieben? Irgendwo noch ein Trennzeichen, das da nicht hingehört? „Ebenda“ und „Vergleiche“ groß- oder kleinschreiben? Seitenzahlen bei Zitaten angeben oder nicht? Schließlich ist es ja kein Fachbuch mehr, sondern ein Sachbuch. Auch schön bei einem Manuskript, das unendlich viele Zitate aus Zeiten vor der Rechtschreibreform enthält: die Korrekturvorschläge von Word einarbeiten – oder eben nicht. Einige Hundert waren es bei jedem Durchgang. Da wünscht man sich doch glatt ins 16. Jahrhundert zurück, als jeder noch schreiben durfte, wie ihm gerade der Sinn danach stand.

Und wenn man alles fertig hat? Schaut man’s durch und entdeckt hier noch eine Kleinigkeit, dort noch ein Detail … und beginnt von vorn, weil sich mit jeder verfluchten Änderung auch wieder was auf den Folgeseiten verschiebt. Fiel mir dann auch auf, nachdem ich den ersten Probedruck bestellt hatte. Denn da war plötzlich dieser hässliche Trennstrich und diese eine Zeile, die einfach sonstwohin gerutscht war. Die Abstände zwischen den Absätzen waren viel zu groß. Die Schriftart wirkte gedruckt auch ganz anders als am Monitor. Also noch einmal alles sichten, anpassen, Manuskript erneut hochladen und hoffen, dass beim nächsten Mal alles anders und besser wird.

Bin ich jetzt stolz oder unendlich froh? Weder noch. Ich bin zufrieden. Ich habe getan, was ich konnte, wenn auch viel zu spät. Alles andere liegt jetzt nicht mehr in meiner Hand. Außer die Frage: Was kommt als Nächstes? Und da habe ich schon so eine Ahnung …

Mein Dank gilt allen, die mich durch diese Phase begleitet haben. Auch die Gewinnerinnen der Verlosung sind bereits bestimmt – ihr bekommt also bald Post von mir. Und sobald ich mich davon überzeugt habe, dass jetzt wirklich keine Zeilen mehr verrückt sind, folgt an dieser Stelle natürlich die inhaltliche Vorstellung. Denn von einem bin ich überzeugt: Es ist ein gutes und ein wichtiges Buch geworden. Und das ist es doch, was am Ende zählt.

Erhältlich ist “Wie der Tod ins Leben kam” ab sofort über epubli oder die bekannten Verkaufsstellen online und offline. Zur Pressemitteilung gelangt ihr über diesen Link (PDF-Download, öffnet sich in einem neuen Tab).

Deutsche Grammatik: das Perfekt

Heute hier, morgen dort: die Zeitformen des Verbs

Die deutsche Sprache kennt sechs Zeitformen, die es uns ermöglichen, durch die Vergangenheit zu reisen oder einen Blick in die Zukunft zu werfen, und zwar ganz ohne Kristallkugel oder Zeitmaschine. Stattdessen nehmen wir ein paar kleine Änderungen am Verb vor und zack! sind wir dort, wo wir gerade hinwollten.

Doch schon das Bild der Zeitreise zeigt, wie eng Zeit und Raum miteinander verwoben sind. Die Reise selbst findet in einem mentalen Raum statt, der es uns erlaubt, vorauszuschauen oder zurückzublicken. Und dieser mentale Raum entsteht durch die Sprache, die wir sprechen und in der wir die Welt ordnen.

Die deutsche Sprache umfasst viele Begriffe, in denen die Verbindung von Zeit und Raum deutlich wird,  häufig sind dies Adverbien oder Präpositionen. Denn beide Wortarten helfen uns, Raum und Zeit zu lokalisieren: Wir befinden uns beispielsweise in Eile oder in einem Raum, vor der Prüfung oder vor dem Prüfungsraum. Und wir treffen uns „um“ 18:00 Uhr in der Kneipe um die Ecke.  

Zeit und Raum ermöglichen und begrenzen unser Sein und unser Werden. Daher ist es nicht erstaunlich, dass sie auch in den Tempusformen des Verbs eine besondere Verbindung eingehen. In diesem Kapitel schauen wir uns das an der Bildung der Zeitform „Perfekt“ im Deutschen mal genauer an.

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Deutsche Grammatik: Das Verb

Teil 1: Verwendung, Konjugation, Hilfs- und Modalverben

Wer auf dieser Seite regelmäßig mitliest, weiß es bereits: Ich versuche gerade, eine Grammatik zu schreiben. In Kapitel I geht es um das Verb und um die Frage, was es alles Wunderbares leistet, ohne dass wir dies im Alltag zu würdigen wüssten. Abschnitt 1 behandelt die Bildung der Personalformen und geht auf Hilfsverben sowie die Modalverben ein. Ergänzungen, Kritik, Lob oder Fragen sind willkommen, nutzt dafür gern die Kommentarfunktion.

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Woran ich gerade arbeite: Deutsche Grammatik für Lehrkräfte und fortgeschrittene Selbstlerner/innen

Mein letztes Buchprojekt „Wie der Tod ins Leben kam – Geschichten vom Sterben und der Inexistenz des Todes“ ist vorläufig beendet. Der nächste Schritt wird nun sein, es noch einmal lektorieren zu lassen und anschließend zu veröffentlichen.

Um die Wartezeit zu überbrücken, beginne ich jetzt schon mit einem neuen Projekt: einem Handbuch zur deutschen Grammatik, das sich vor allem an Lehrende und an Selbstlerner richtet, die bereits über gute Deutschkenntnisse verfügen. Warum und wieso – davon möchte ich heute erzählen.

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Me and ChatGPT – Geschichten aus dem Nähkästchen

Während “Wie der Tod ins Leben kam” noch darauf wartet, veröffentlicht zu werden, bereite ich mein nächstes Buch vor. Ich wollte nämlich schon lange eine deutsche Grammatik schreiben. Und teste jetzt endlich, ob mir das gelingt. Denn es soll natürlich eine Grammatik sein, die einen gewissen Mehrwert hat – insbesondere für Lehrende, die zum ersten Mal Deutsch unterrichten. Ich kann mich nämlich noch gut an die Zeit erinnern, in der ich selbst in diesen Tümpel des Nicht-Wissens sprang – und das, obwohl ich Sprach- und Literaturwissenschaften studiert habe.

Für die Fleißarbeit nutze ich die kostenlose Version von ChatGPT – und was soll ich sagen, die Software lernt eine Menge von mir. 🙂 Allerdings nur mit viel Hin und Her, wie der folgende Auszug aus einem “Diskussionsverlauf” zeigt:

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Wie der Tod ins Leben kam …

so lautet der Arbeitstitel des Buches, an dem ich gerade arbeite. Und heute ist ein besonderer Tag, denn ich habe die Schlussbemerkung geschrieben. Das bedeutet zwar noch nicht, dass das Buch bereits fertig ist. Noch lange nicht, denn jetzt beginnt die zweite Phase des Überarbeitens und Prüfens. Aber immerhin weiß ich spätestens jetzt, dass ich das Buch in absehbarer Zeit veröffentlichen kann. Und darauf freue ich mich natürlich schon sehr.

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