Mein letztes Buchprojekt „Wie der Tod ins Leben kam – Geschichten vom Sterben und der Inexistenz des Todes“ ist vorläufig beendet. Der nächste Schritt wird nun sein, es noch einmal lektorieren zu lassen und anschließend zu veröffentlichen.
Um die Wartezeit zu überbrücken, beginne ich jetzt schon mit einem neuen Projekt: einem Handbuch zur deutschen Grammatik, das sich vor allem an Lehrende und an Selbstlerner richtet, die bereits über gute Deutschkenntnisse verfügen. Warum und wieso – davon möchte ich heute erzählen.
Dass es bereits einige ausgezeichnete Grammatiken gibt, ist mir natürlich bekannt. Die kenntnisreichste und detailgenaueste davon steht auch in meinem Regal, nämlich die „Grammatikbibel“ von Helbig/Buscha. Ein Werk, für das ich zutiefst dankbar bin.
Der Ansporn, mich selbst an einer Grammatik zu versuchen, geht einher mit meinem Wunsch, eine Sprache zu finden, die Grammatik nicht als pures Regelwerk vermittelt. Denn meistens ist es im Deutschunterricht doch so: Ein neues Phänomen soll eingeführt werden, beispielsweise der Akkusativ. Die Lehrkraft erklärt die Regeln und es werden typische Phrasen eingeübt, bestenfalls auch „eingeschliffen“. Manche Lernende kennen das Phänomen aus ihrer Ausgangssprache, für andere ist es Neuland. Selten kommt es aber zu der Frage, was dieser Akkusativ eigentlich leistet. Wozu er gut ist. Und falls doch, antwortet darauf meist ein Achselzucken. Ist eben so. Muss man lernen.
Doch jede neue Sprache, die wir lernen, öffnet die Tür zu einem eigenen Universum. Denn mit der Grammatik verhält es sich wie mit der Mathematik: 1+1 ist ohne jeden Zweifel 2. Immer. Es sei denn, wir fragen, was sich hinter den Einsern verbirgt. Und bemerken, dass sich Äpfel und Birnen nur bedingt vergleichen lassen, nämlich nur dann, wenn wir von ihrer Form, ihrem Geschmack, ihrer Konsistenz, ihrem Vorkommen, ihrem Wachstum und ihrer Reife absehen.
Statt fürs Pauken, plädiere ich daher – ergänzend, denn ohne Pauken geht es nicht – fürs gründlichere Kauen. Musste im Anfangsunterricht zwangsläufig Schonkost verabreicht werden, geht es nun ans Eingemachte. Gleichzeitig soll die deutsche Sprache aber nicht als puristisches Regelwerk vermittelt werden. Es soll Freude machen, sie zu entdecken und zu bemerken, wie kleine Details, die selbst den meisten Muttersprachlern nicht geläufig sind, zu ihrer Sinngebung beitragen und so das Denken und die Wahrnehmung der Menschen, die diese Sprache miteinander teilen, beeinflussen.
Denn nicht nur das Sein bestimmt das Bewusstsein, auch das Haben und Werden, Wollen und Können, Erkennen und Verstehen. In meiner Grammatik werde ich daher versuchen, den Blick dafür ein wenig zu öffnen. Nicht zu weit, denn das Regelwerk soll ja überschaubar bleiben. Aber gerade so viel, dass Lehrende und fortgeschrittene Lernende die Möglichkeit haben, sich nicht nur mit dem unerbittlichen Gesetz, sondern auch mit dem faszinierenden Schatz, den jede Sprache bereithält, zu befassen.
Da ich selbst mehrere Jahre Deutsch als Fremdsprache unterrichtet habe, ist es mir zudem ein Anliegen, gerade junge Lehrende zu ermutigen, immer mal wieder einen Blick auf die Ausgangssprachen jener zu werfen, die sie unterrichten. Im Buch mache ich dazu erste Vorschläge, weise auf Unterschiede und typische Probleme hin. Das Lehrbuch wird daher vor allem für all jene interessant sein, die nicht Deutsch als Fremdsprache studiert haben – denn im Studium wird dieser Sprachvergleich natürlich viel umfassender thematisiert.
Der Aufbau der Kapitel ist nach folgendem Schema geplant: Zunächst gebe ich eine kurze Einführung in das jeweilige Unterthema. Es folg eine Darstellung des Regelwerks mit Beispielen und Hinweisen zum Gebrauch oder zur Entstehung. Zu jeder Regel werden ein paar Übungen gegeben. Die Lösungen erscheinen jeweils am Kapitelende.
Aktuell befindet sich das Ganze noch in der Testphase. Ich kann also noch nicht garantieren, dass ich das Projekt zu Ende führe. Aber wer Lust hat, mich auf dem Weg zu begleiten, ist herzlich eingeladen, immer mal wieder einen Blick auf diese Seite zu werfen. Denn ich werde erneut kleine Abschnitte für einen begrenzten Zeitraum hochladen. Ihr könnt also die Entstehung des Buches hautnah verfolgen, alles kostenlos nutzen. Und ihr dürft das gern durch Kritik oder Lob, Ergänzungen oder Fragen honorieren.
Schließlich bringt uns nicht das Wissen allein weiter, sondern das gemeinsame Fragen. In diesem Sinne freue ich mich, wenn ihr den Entstehungsprozess auch nutzt, um mich mit euren Fragen zu löchern.