Heute war wieder so ein Tag. Die Nachrichten und die Bilder überschlagen sich. Zu viel, zu hässlich, als dass man es fassen oder begreifen könnte. Das muss doch alles mal ein Ende haben. Hat es aber nicht. Nicht, solange der Hass sogar Mütter und Väter dazu bringt, ihre Kinder in den Tod zu schicken, ihre Kinder zu missbrauchen, um die Kinder der anderen zu töten.
Ich kann mich zu all dem nicht mehr äußern, nicht zu dem, was in der Ukraine geschieht, nicht zu dem, was in Israel und im Gazastreifen geschieht. Es gibt keine Argumente, kein Abwägen, kein Für und Wider in diesen Dingen. Aber ich muss mich äußern, um das Würgen zu besiegen oder zumindest in Grenzen zu halten. Aus dieser Ohnmacht heraus entstand gestern der folgende Text.
NIEMALS EINE ERKLÄRUNG
Versenkt meine Tränen im leeren Bett des Flusses,
der verstört seinen Lauf fern von euch sucht,
niemals haben Tränen
auch nur einen Schlächter erweicht,
niemals den Abgrund verhindert,
niemals ein Zögern ausgelöst,
niemals einen Friedvollen gerettet.
Verbergt mein Entsetzen hinter der Kälte des Mondlichts,
der abgewandt über euren Schandtaten schwebt,
niemals hat Entsetzen
auch nur eines eurer Mörderworte widerlegen können,
niemals ein Innehalten erzeugt,
niemals die Gier gelöscht,
niemals einen Gequälten bewahrt.
Vergrabt mein Mitgefühl hinter dem Berg der Geschändeten,
die ihr schamlos der Welt präsentiert,
niemals hat mein Mitgefühl
ein Lächeln zurückgebracht,
niemals einen Toten erweckt,
niemals ihre Qualen gelindert,
niemals einen Henker zur Umkehr bewegt.
Erstarrt meine Tränen,
mein Entsetzen,
mein Mitgefühl
und jedes Verzeihen,
mein erhabener Anspruch zu fühlen,
was niemandem nützt.
Kein Hoffen soll mich noch mit euren Taten verbinden.